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Korbinian Rieser

Der Vorsitzende der Berchtesgadener Bergführer

Im Süden der Watzmann, im Osten der Hohe Göll, im Westen Hochkalter und die Reiter Alm und im Norden der Untersberg: Berge soweit das Auge reicht! Korbinian „Korbi“ Rieser, Vorsitzender der Berchtesgadener Bergführer, teilt seine Faszination der Berchtesgadener Bergwelt mit seinen Gästen.

Schon als Kind und Jugendlicher begleitet Korbi seinen Vater, selbst begeisterter Bergsteiger und –kletterer, auf die heimischen Berge. Nach dem Abitur möchte er sich neben dem Studium eigentlich nur ein zweites Standbein schaffen und beginnt die Ausbildung zum Bergführer. Als Anwärter führt er 2002 seine ersten Gäste gemeinsam mit zwei ausgebildeten Bergführern. Korbi erinnert sich vor allem deswegen daran, weil es sein erster Einsatz war und er seinen ersten Euro in diesem Beruf verdient hat: „Das waren zwanzig Tschechen, die wir in drei Gruppen vom Watzmannhaus zum Hocheck und wieder zurückgeführt haben. Und ich bin quasi als Lehrbub mitgegangen.“

Vier Jahre später absolviert Korbi die Abschlusssprüfung zum staatlich geprüften Bergführer und hängt das Studium an den Nagel. Er hat seine Leidenschaft zu seinem Beruf gemacht: Die Berge in all ihren Facetten zu erleben und die Freude am Bergerlebnis an seine Gäste weiterzugeben. Mittlerweile gehört er selbst dem Bergführerlehr-Team an und zu den Prüfern der Technischen Universität München. Die TU München ist Träger der Ausbildung und führt die staatliche Prüfung durch.

Faszination Bergerlebnis

Wie lohnenswert der Beruf als Bergführer ist, wird Korbi jedes Mal bei der Ankunft am Gipfel klar: „Wenn ich mit meinen Gästen da oben stehe, ist eine richtige Freude zu sehen! Die Augen glänzen und so mancher ist den Tränen nah, weil das Traumziel endlich geschafft ist.

Wer bucht eigentlich eine geführte Tour bei den Berchtesgadener Bergführern? „Unsere Gäste kommen aus allen sozialen Schichten und Berufen. Von dreißig bis sechzig Jahren sind auch alle Altersgruppen vertreten,“ erzählt der 43-Jährige. Bei ihm gehen alle Anfragen ein und er leitet diese entsprechend der Wünsche an seine Bergführerkollegen weiter. Weibliche Gäste möchten gerne auch von weiblichen Bergführern begleitet werden. Mit Nina Schlesener, einer der wenigen Bergführerinnen Deutschlands, hat Korbi auch für diesen Wunsch eine perfekte Lösung für die Gäste parat.

An erster Stelle: Die Watzmann Ostwand

Die meistgebuchte Tour ist zweifelsfrei die Durchsteigung der Watzmann Ostwand, die mit 1.800 Metern die längste durchgehende Felswand der Ostalpen ist. Für diese Tour lohnt sich die Investition in einen Bergführer. Laut Schwierigkeitsgrad wird zwar eine „einfachere“ Durchsteigung suggeriert. Mit bisher knapp über 100 Todesopfern ist die Ostwand aber doch eine der gefährlichsten Touren in den Berchtesgadener Alpen. In der Ostwand nimmt Korbi seinen Gast ans kurze Seil, um größtmögliche Sicherheit zu geben. Diese spezielle Methode der Seilsicherung setzen nur ausgebildete Bergführer ein. Mitgezählt hat Korbi nicht, aber er schätzt, dass er schon an die 150 Mal die Felswand durchstiegen hat.  

Die absolute Sicherheit gibt es nicht“, streicht Korbi hervor „Steinschlag, im Winter Eisschlag und auch ein plötzlicher Wetterumschwung können auch bei sorgfältiger Planung nicht vorhergesehen werden.“ Und genau deswegen ist eine gebuchte Tour über die Berchtesgadener Bergführer deutlich sicherer: Der Bergführer fragt Kondition und Können der Gäste ab, übernimmt die Tourenplanung, und erstellt in Absprache mit dem Gast die optimale Route für das geplante Bergerlebnis.

Und ja, es handelt sich wie Korbi genau weiß, um ein „Luxusprodukt“, das die Bergführer anbieten. „Niemand muss auf den Berg. Die Menschen suchen das Erlebnis und möchten auf den Berg“, erklärt Korbi. Zu seinen Lieblingstouren zählen Kletterführungen am Hohen Göll und der Reiter Alm aber natürlich auch die Ostwand. Diese Tour dauert sechs bis acht Stunden. Eine Überraschung hat ihm vor zwei Jahren ein einheimischer Gast bereitet: Mit dem Vierzigjährigen war Korbi nach drei Stunden und 45 Minuten am Gipfel angelangt. Kein Wunder, dass Korbi von seiner Frau Maria beim Heimkommen um die Mittagszeit mit den Worten „Was tust denn Du schon da?“ begrüßt wurde.

Seine Familie ist an längere Abwesenheiten gewöhnt. Seit er 2006 seine Ausbildung abgeschlossen hat, fährt Korbi regelmäßig auch wegen mehrwöchiger Ausbildungslehrgängen für angehende Trainer nach Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich. Und wenn er dann daheim ist und keine Gäste auf die Berge führt? „Dann gehe ich mit meinen zwei Söhnen zum Klettern oder auf eine schöne Bergtour“, lacht er.

Das Portfolio der Bergführer umfasst Touren auf alle bekannten Gipfel in der Region. Im Winter können Skitouren, Eisklettern und Schneeschuhwanderungen gebucht werden.

Beim Wort Schneeschuhwanderungen schaut Korbi etwas gequält: „Wenn wir nach dem Gipfelerfolg im schönen Schnee zu Fuß wieder absteigen müssen – da ist es mir doch lieber, elegant mit den Skiern nach unten zu wedeln!

5 Fragen an Korbi Rieser

Welche Tour ist dein persönlicher Favorit?

Klingt vielleicht komisch, aber es ist tatsächlich die Ostwand. Was mir auch taugt, sind coole, schwere Felsklettereien

Welche Hütte magst Du am liebsten?

Na, ein 5-Sterne-Hotel, eh klar 😉 nein, im Ernst, wenn es geht, dann am liebsten ohne Hütte, ich bin kein Hüttenromantiker.

Welche Brotzeit Ist Dir Am Berg Am Liebsten?

Ein Schokoriegel, ein Käsespeckbrot und viel Wasser

Was war Deine witzigste Situation am Berg?

Die hat schon vor dem eigentlichen Bergerlebnis stattgefunden: ein paar Teilnehmer eines Kletterkurses am Gardasee haben sich mit ihrem Auto verfahren und sind in einer engen Gasse stecken geblieben – der italienische Abschleppdienst hat nicht lange gefackelt und das Auto einfach rausgezogen.

Das war dann an beiden Seiten völlig zerkratzt. Ja, das ist schadenfroh, ich weiß, aber wir haben alle recht lachen müssen.


Was darf in Deinem Rucksack am Berg nie fehlen?

Das Erste-Hilfe-Set und die nötige Ausrüstung für die geplante Tour – und die muss so leicht wie möglich sein!

Ich bin neu hier. Und das sogar im doppelten Wortsinn. Als Zugereiste und Wiedereinsteigerin im Tourismus komme ich mit dem neugierigen Blick von außen. Die Menschen in Berchtesgaden haben es mir angetan, ich mag sie. Ich bewundere die Leidenschaft und die Verbundenheit der Einheimischen zu ihrer Heimat und ihren Traditionen. Das ist etwas Besonderes. Ich freue mich darauf, das, was ich in Zukunft hier entdecken werde, auf diesem Blog zu erzählen.

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