Kultur,  Menschen

Produktion für den Nikolaus

Geschnitzte Kramperl und Butt’nmand’l aus Bischofswiesen

Barbara Moderegger niest einmal kräftig. „Der Holzstaub sitzt überall,“ schmunzelt die Bischofswieserin mit dem lockeren Pferdeschwanz und lässt sich auf ihrem mit Schaffell bezogenen Hocker nieder. Sie sitzt an ihrer Werkbank, der man – mit ihren Furchen, Kratzern und Verfärbungen – die jahrzehntelange Holzarbeit ansieht. Durch das Sprossenfenster lugt ein trüber Herbsttag mit Nieselregen. Im Atelier ist es kuschelig und gemütlich. Der kleine Schwedenofen im Eck, in dem Barbara kräftig eingeschürt hat, gibt eine wohlige Wärme ab. 

Das Schnitzmesser rutscht einen Millimeter ab. „Naja, dann wird die Nase halt doch kleiner,“ murmelt Barbara und macht sich an die Augenbrauen. Die kleinen Holzrohlinge sind ungefähr 15 cm hoch und warten in einer langen Reihe auf ihre Verfeinerung. Was werkelt sie denn, die Barbara? „Heute hab‘ ich mit den Butt’nmand‘l und Kramperl für dieses Jahr angefangen,“ klärt Barbara auf.

Nicht wegzudenken, aus dem Jahreskalender in Berchtesgaden ist das Kramperllaufen. Heiß ersehnt von einheimischen Jugendlichen und Erwachsenen, mit bangendem Herzen erwartet von den Kindern: Am 05. und 06. Dezember 2022 wird es laut in den Tälern. Wilde Gesellen in Fell und Strohgebinden, mit hölzernen Masken, sogenannten Loaf‘n, rußgeschwärzten Armen und gebundenen Reisigruten, sind los. Auf den Rücken haben sie kleine bis riesig große Kuhglocken gebunden. Und so sind fast 40 Gruppen, sogenannte Bass‘n, mit lautem Glockengeschepper und begleitet von furchteinflößenden Schreien auf den Straßen und Wegen der fünf Gemeinden unterwegs. Angeführt vom Heiligen Nikolaus, begleitet von Engeln oder sogenannten Nikoloweibin, ziehen sie von Haus zu Haus und besuchen die Familien in den Stuben. Brave Kinde erhalten ein prall gefülltes Nikolaussackerl. Nicht so Braven wird mit den angsterregenden Kramperl gedroht.

Während woanders mit Schaulaufen und Rummelplatz-ähnlichen Veranstaltungen geworben wird, ist das Kramperllaufen in Berchtesgaden nach wie vor ein ritueller Einkehrbrauch. Das Herzstück der Tradition findet in den Stuben der Einheimischen statt, nicht auf öffentlichen Plätzen.

In unserem Online-Shop könnt Ihr übrigens ein anderes Buttnmandl-Souvenir kaufen: Handgeschnitzte Kramperl Loavn von der Berchtesgadener Handwerkskunst. Jede einzelne Maske ist liebevoll von Hand geschnitzt, bemalt und mit echtem Fell beklebt.

Bis es soweit ist, dauert es noch ein paar Wochen – also zurück in Barbaras Atelier. Ihre Detailverliebtheit kennt keine Grenzen. Für das „Stroh“ geht sie extra zu einer bestimmten Jahreszeit auf eine bestimmte Bergtour – nur dann eignet sich das gesammelte, abgestorbene Berggras.

Die kleinen Butt’nmand‘l tragen einen Blaumann und ein aufgemaltes kariertes Pfoad, im Muster der originalen Hemdstoffe.

Und das Fell für die Kramperl war ihr einfach nicht Originalgetreu genug – viel zu weiß. Von Haar- bis Stofffärbemittel hat sie alles versucht: Leider nie mit dem gewünschten Effekt. Perfekt wurde es endlich beim Frühstück: In Kaffee getunkt, entstand genau die richtige Farbe. „Das ist genau das, was mir am meisten Spaß macht: Das Ausprobieren und Tüfteln, das erhält mir die Freude an meiner Arbeit“, resümiert die ausgebildete Holzbildhauerin.

Zum Befestigen der Arme braucht Barbara kleine Nägel. „Da hatte ich eine Schachtel voll und ich hab‘ gesagt, wenn die leer ist, hör‘ ich auf. Mittlerweile hab‘ ich die dritte Schachtel neu gekauft…“, amüsiert sich Barbara gespielt selbstkritisch. Wenn sie halt so begehrt sind, ihre Kramperl! Kaufen kann man sie nur an Barbaras Stand am Berchtesgadener Advent, den sie sich mit zwei anderen Kunsthandwerkerinnen teilt. „Wenn ich den Arbeitseinsatz pro Figur voll berechnen würde, wäre ich schon reich,“ seufzt sie, was aber nicht wirklich traurig klingt. Ein kurzer Blick ins Herbstgrau ihres Gartens, dann setzt sie das Schnitzmesser wieder an und taucht in die meditative Konzentration ihrer geschätzten Arbeit.

Ich bin hier aufgewachsen und nach vielen Jahren im außereuropäischen Ausland fast reumütig zurückgekehrt: So schön und spannend es in der großen weiten Welt da draußen auch ist – dahoam in Berchtesgaden ist‘s doch einfach am schönsten! 2014 habe ich angefangen im Tourismus in Berchtesgaden zu arbeiten. Seit Januar 2021 bin ich in der Abteilung Destinationsmanagent im Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden tätig. Meine kleine Tochter trat 2016 in mein Leben. Mit ihr bin ich viel in den Bergen unterwegs. Sport und Bewegung ist für Kinder so wichtig! Wir beide lieben die Natur und ihr Schutz liegt uns sehr am Herzen. Mit der faszinierenden Tier- und Pflanzenwelt, besonders im Nationalpark Berchtesgaden, gibt es auf unseren Touren jedes Mal aufs Neue unvergessliche Erlebnisse. Schreiben tu ich für mein Leben gern und so freue ich mich, die werten Leserinnen und Leser des Berchtesgaden Blogs zukünftig mit Portraits von besonderen Menschen, Berichten von unseren Wanderungen und kindlichen Gedanken zum Leben in den Berchtesgadener Bergen unterhalten zu dürfen!

2 Kommentare

  • Martine Ferullo

    your site is great with details local informaion about Berchtesgaden, we will visit summer 2023 in august. How do we get to see barbara Christmas creations? does she have a shop? also is the magic forest there the same as the black forest?

    • Claudia

      Dear Martine, thanks for your nice comment. We are looking very much forward to welcoming you next year for your holidays in Berchtesgaden. Unfortunately Barbara does not have an own shop, but you can see her products – amongst others – in the rooms of „Berchtesgadener Handwerkskunst“ in the historical center of Berchtesgaden. It is not accessible by car. You should park your car in the underground garage of Berchtesgaden and combine your visit to Barbara’s products with a shopping stroll in the town’s center. The adress of the shop is: Schloßplatz 11/2, 83471 Berchtesgaden. Have fun planning your trip and let us know in case we can do anything to make your holidays a perfect experience.

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